Wer beruhigt in die Zukunft schauen will, hat es während der gegenwärtigen Inflation nicht ganz leicht. Insbesondere beim Thema „Darlehen“ tauchen viele Fragezeichen auf, die wir aus der vergangenen Niedrigzinsphase kaum noch kannten. Doch gerade deshalb lohnt es sich, genau hinzuschauen: Ist erst einmal die passende Darlehensform gefunden, fallen auch alle weiteren Finanzierungs-Entscheidungen wieder leichter. Von uns erfahren Sie, ob sich ein Forward-Darlehen jetzt für Sie lohnen könnte.
Was ist ein Forward-Darlehen?
Wer in eine Anlage-Immobilie investieren oder sich den Traum von Eigenheim erfüllen möchte, sieht sich einer großen finanziellen Aufgabe gegenüber. Baufinanzierungen laufen üblicherweise zehn oder fünfzehn Jahre mit einer zuvor festgelegten Zinsbindung; anschließend müssen meist noch Restschulden beglichen werden – eine Anschlussfinanzierung wird nötig.
Das Ziel eines Forward-Darlehens ist, diese Anschlussfinanzierung zu guten Konditionen sicherzustellen – und zwar frühzeitig vor Ablauf der ersten Zinsbindung. Wer also ein Forward-Darlehen abschließt, legt einen genau definierten Zinssatz und eine genau definierte Tilgung für einen genau definierten Zeitraum fest – und das vor der tatsächlichen Auszahlung des entsprechenden Anschlusskredits.
Konkret heißt das: Zeichnen sich gute Zinsbedingungen ab, können Sie sich diese bereits heute für einen Zeitpunkt X in der Zukunft sichern – und zwar bis zu 5 Jahre im Voraus.
Es gilt allerdings: Ein Forward-Darlehen ist insgesamt teurer als eine „reguläre“ Baufinanzierung. Und: Ein einmal abgeschlossenes Forward-Darlehen muss angenommen werden – auch, wenn die Zinsen in der Zwischenzeit wieder gesunken sein sollten.
Ist ein Forward-Darlehen jetzt eine gute Wahl?
Zur Beantwortung dieser Frage sollten Sie einen Faktor im Hinterkopf behalten: Ein Forward-Darlehen ist immer auch eine Wette darauf, wie sich der Finanzmarkt entwickeln wird. Steigen die Zinsen beispielsweise weiterhin, so können Sie künftigen Zinserhöhungen mithilfe eines Forward-Darlehens entgehen. Doch wie sieht die aktuelle Entwicklung aus?
Der Rat der Europäischen Zentralbank hat am 4. Mai 2023 beschlossen, alle drei Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte anzuheben. Der wichtigste Leitzinssatz liegt aktuell bei 3,75 Prozent. Die Bauzinsen laufen seit Anfang April 2023 dagegen seitwärts und sind seit Anfang Mai 2023 stabil. Ausgehend vom angekündigten Kurs der EZB dürften die Zinsen perspektivisch allerdings noch weiter steigen – auch wenn der größte Teil des Anstiegs bereits geschafft sein dürfte.
Wenn Sie ein Forward Darlehen abschließen möchten, beobachten Sie diese Zinsentwicklung und halten Sie sich bereit, auch kurzfristige Schwankungen nach unten zu nutzen. Orientieren Sie sich hierzu auch an der Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe – denn in dieselbe Richtung entwickeln sich langfristig auch die Bauzinsen.
Grundsätzlich gilt natürlich: Je länger die Zeitspanne bis zum Beginn des Forward-Darlehens, umso weniger genau lässt sich voraussehen, wie sich die Zinsen bis zum Ende der alten Zinsbindungsfrist entwickeln werden. Sollten die Zinsen bis zum Beginn der Anschlussfinanzierung fallen, ist das Forward-Darlehen natürlich ein Verlustgeschäft.
Das wichtigste ist jedoch, dass Sie sich Ihre Rate auch bei der Anschlussfinanzierung noch leisten können. In diesem Fall ist ein planbares Forward-Darlehen zu bekannten Zinssätzen die sichere Wahl – gegenüber den noch gänzlich unklaren Zinssätzen der Zukunft.
Kurz: Haben Sie einen großzügigen finanziellen Spielraum, können Sie natürlich auf fallende Zinsen hoffen – und abwarten. Wenn Sie Planungssicherheit brauchen und/oder möchten, lohnt sich grundsätzlich eine Beratung zum Thema Forward-Darlehen.
Wann sollte ich ein Forward-Darlehen abschließen?
Nach Prüfung kann ein Forward-Darlehen bereits 66 Monate oder bis zu zwölf Monate vor Beginn der Anschlussfinanzierung abgeschlossen werden. Beachten Sie dabei, dass ein Bereitstellungszins anfällt; also ein Entgelt für die durch das Kreditinstitut bereitgestellte Kreditleistung. Im Schnitt beträgt dieser Zinssatz drei Prozent der Darlehenssumme pro Jahr, beziehungsweise 0,25 Prozent pro Monat. Die Höhe des Bereitstellungszinses steigt mit der Länge der Forward-Phase, also der Phase bis zum tatsächlichen Beginn der Anschlussfinanzierung. Wägen Sie daher die langfristige Zinsersparnis und den Bereitstellungszins gut gegeneinander ab.
Unser Tipp: Läuft Ihre Baufinanzierung in 36 Monaten oder weniger aus, holen Sie sich unbedingt die ersten Angebote für ein Forward-Darlehen ein.
Fazit: Forward-Darlehen – ja oder nein?
Niemand kann die Zinsentwicklung der Zukunft vorhersagen. Die Entscheidung für oder gegen ein Forward-Darlehen ist daher so individuell, wie Sie. Doch unabhängig von der tatsächlichen Zinsentwicklung erhalten Sie mit dem Forward-Darlehen immer eine langfristige Planungssicherheit. Ihr monatlicher finanzieller Aufwand für Ihre Anschlussfinanzierung steht fest – es erwarten Sie hier keine Überraschungen. Auch dieser verhältnismäßig sichere Ausblick in die Zukunft kann entlastend wirken.
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